Gartentipps der Fachberatung der Stadtgruppe

Nr. 24 Obsternte: Äpfel, Birnen, Quitten, Pflaumen und Zwetschen, Tafeltrauben

Wann sind unsere Äpfel erntereif?

Dank Klimawandel haben sich Blüh- und entsprechend auch Erntetermine unserer Obstarten und -sorten gegenüber älteren Literaturangaben inzwischen weit nach vorne verschoben. Speziell in der Obstsaison 2018 liegt die Ernte nochmals um ca. 14 Tage früher als in durchschnittlichen Jahren.

Bei zu später Ernte von Äpfeln kommt es zu einem starken Fruchtfall, und die Früchte sind mürbe und wenig haltbar. Dagegen schmecken zu früh geerntete Äpfel infolge ihres noch zu hohen Stärkegehaltes grasig und sauer; es fehlt am sortentypischen Aroma, das Fruchtfleisch ist zäh. Während sich bei frühen Apfelsorten der optimale Erntetermin nach der besten Genussreife richtet, sollten Lagersorten besser bereits knapp vor der Vollreife geerntet werden. Der Geschmack kann allerdings nur begrenzt zur Beurteilung der Erntereife herangezogen werden, da viele Herbstsorten nicht direkt vom Baum genussreif sind, sondern erst nach zwei bis vier Wochen Lagerung ihr sortentypisches Aroma entwickeln. Welche anderen Kriterien helfen uns, den richtigen Erntetermin zu bestimmen?

  • Der Farbumschlag der Grundfarbe des Apfels von Grün nach Gelbgrün oder Gelb ist ein wichtiges Reifekriterium. Die orangerote oder rote Deckfarbe wird dagegen in erster Linie durch kühle Nächte im Spätsommer gefördert. In einem warmen Spätsommer mit milden Nächten bleiben die Früchte blass und verleiten uns zu einer zu späten Ernte. Da Äpfel bei der Lagerung zwar nachreifen, aber nicht nachfärben, wünschen wir uns natürlich eine stark ausgeprägte Deckfarbe.
  • Der vorzeitige Fruchtfall ist kein sicheres Anzeichen für die Reife der Äpfel. In starken Behangsjahren wie 2018 drücken sich zu eng stehende Früchte gegenseitig ab – vor allem kurzstielige Apfelsorten sind gefährdet. Daher empfiehlt sich in solchen Jahren eine Handausdünnung der jungen Früchte ab Juni, die auch hilft, einen späteren Astbruch durch Überbehang zu vermeiden. Einige Sorten gelten zudem als sehr windanfällig (z.B. `Freiherr von Berlepsch´, `Goldrenette von Blenheim´, `Goldparmäne´, `Gravensteiner´, `James Grieve´ und `Klarapfel´).
  • Am besten gibt uns die Stiellöslichkeit Aufschluss über die Erntereife („Kipp-Probe“):
    Wenn Sie die Apfelfrucht um 90 Grad anheben und leicht drehen, sollte sich der Stiel problemlos lösen. Wird dagegen ein Stück Rinde mit abgerissen, wurde zu früh geerntet.
  • Das Fruchtfleisch reifer Äpfel darf keinen grünlichen Schimmer mehr zeigen. Dagegen gibt die Farbe der Apfelkerne nicht zuverlässig Aufschluss über die Reife der Frucht; bei Spätsorten färben sich die Kerne oft vorzeitig braun, während sie bei Sommeräpfeln meist weiß bleiben.
  • Eindeutige Kriterien zur Bestimmung des optimalen Erntetermins sind Fruchtfleischfestigkeit und Stärkegehalt der Früchte. Die Messungen mithilfe von Penetrometer, Refraktometer sowie der Lugol´schen Lösung (Jod-Stärke-Test) sind für den Kleingärtner aber eher zu aufwändig.

Auch bei der Ernte selbst ist einiges zu beachten:

  • bei kühler Witterung bzw. morgens ernten
  • nur trockene Früchte ernten
  • mehrmals durchpflücken, da nie alle Früchte gleichzeitig ausreifen (siehe Foto oben)
    • 2 – 3 Pflückgänge im Abstand von 7 – 10 Tagen sinnvoll
  • Schattenfrüchte zuletzt ernten; dennoch oft fade im Geschmack und am besten für Verarbeitung geeignet
  • mit Stiel ernten und Verletzungen der Früchte (Fruchtstiele, Fingernägel) vermeiden

Für eine längere Lagerung eignen sich nur gesunde Äpfel ohne Beschädigungen. Von Vorteil ist ein Lagerraum mit einer Temperatur von 1 bis 3° C, einer höheren Luftfeuchtigkeit und ausreichenden Belüftung. Angefaulte Früchte müssen regelmäßig entfernt werden. Bekanntlich darf Obst nicht zusammen mit Gemüse oder Kartoffeln gelagert werden (Ethylenbildung) – mit Ausnahme grüner Tomaten, die noch nachreifen sollen. Alternativ zur Einlagerung in Kisten können Äpfel auch portionsweise in gelochten Kunststoffbeuteln aufbewahrt werden.

Ernte von Birnen, Quitten, Pflaumen und Zwetschen

Bei Birnen werden vor allem Frühsorten wie `Williams Christ´ oft zu spät geerntet. Das Fruchtfleisch um das Kerngehäuse färbt sich dann bald braun, und die Früchte schmecken oft wie parfümiert. Bei optimaler Pflückreife fühlen sich die Birnen noch mittelfest bis hart an. Die Fruchtschale ist noch nicht gelb gefärbt, sondern hat sich von grün nach gelbgrün aufgehellt. Die meisten Sorten entwickeln keine oder nur wenig rote Deckfarbe. Die Frucht sollte bei der Ernte bereits süßlich schmecken, aber das sortentypische Aroma noch nicht vollständig entwickelt haben. Da Birnen viel leichter Druckstellen bekommen als Äpfel, sind sie beim Pflücken sehr sorgfältig zu behandeln.

Reife Quitten erkennen wir an der guten Löslichkeit der Frucht bei der „Kipp-Probe“ (vergleiche Apfel). Außerdem färbt sich die Fruchtschale mit zunehmender Ausreife hell- oder sogar goldgelb und der Flaum auf der Schale verschwindet weitgehend. Im Kleingarten werden Quitten gerne absichtlich spät geerntet, damit die herben Früchte einen höheren Zuckergehalt aufweisen und weicher werden. Als Folge stellt sich allerdings oft die Fleischbräune ein, eine Stoffwechselstörung, die das feine Quittenaroma bei der Verarbeitung beeinträchtigt.

Zwetschen und Pflaumen reifen insbesondere in Jahren mit starkem Behang wie 2018 sehr uneinheitlich. Daher sind mehrere Pflückgänge im Abstand von etwa einer Woche erforderlich. Bei reifen Früchten stimmt die sortentypische Ausfärbung, und die Früchte geben auf Daumendruck leicht nach. Fühlt sich die Frucht allerdings nicht elastisch, sondern weich an, findet sich im Innern meist die Larve des Pflaumenwicklers! Schmecken die Früchte noch zu sauer und fehlt das Aroma, muss mit der Ernte noch gewartet werden, da bei der kurzzeitigen Lagerung nur noch eine sehr geringe Nachreife stattfindet. Bei reifen Zwetschen löst sich der Stein gut vom Fruchtfleisch (bei Pflaumen und Renekloden keine oder nur geringe Steinlöslichkeit). Für eine bessere Haltbarkeit ist entscheidend, dass die Früchte schonend und mit Stiel geerntet werden.

Keinesfalls sollten geplatzte Früchte oder solche mit bereits sichtbarer Monilia-Fruchtfäule am Baum hängen bleiben, da im Folgejahr von den Fruchtmumien Infektionsgefahr ausgeht. Sie können aber problemlos kompostiert werden. Dies gilt auch für alle anderen Obstarten.

Ernte von Tafeltrauben

Da Weintrauben nicht nachreifen, müssen sie bei voller Reife geerntet werden. Wird der optimale Zeitpunkt verpasst, schmecken die Beeren zwar noch süßer, werden aber zugleich weicher und anfälliger für Platzer, Krankheiten und Schädlinge. Auch bei Trauben gibt die Ausfärbung Aufschluss über den richtigen Erntetermin: Helle Traubensorten färben sich bei Reife grüngelb bis gelb, dunkle Sorten blau bzw. rot oder roséfarben ohne durchscheinendes Grün. Sobald auch die Traubenstiele verholzt sind, sollte man sich über ein Verkosten der Beeren letzte Gewissheit verschaffen.

Reife Trauben sind leider auch für Vögel, Wespen, Bienen sowie Essigfliegen attraktiv. Zum Schutz kann der ganze Weinstock mit einem Gemüsefliegennetz umhüllt werden. Alternativ können auch Netzbeutel passender Größe jeweils nur über die einzelnen Trauben gestülpt werden. Für diesen Zweck haben sich in den letzten Jahren Trauben-Schutzbeutel aus transparentem Organza mit den Maßen 30 x 20 cm und einem integrierten Zugband zum Verschließen bewährt (Onlineshop www.organzabeutel24.de). Die Handhabung geht schnell und einfach, die Beutel sind wiederverwendbar.